Aktualisiert im Oktober 2025
Was hatte die Reformation mit Kommunikation zu tun? Eine ganze Menge. In diesem Beitrag zeige ich, warum das Vorgehen Luthers und seiner Begleiter in der Reformation auch heute noch relevant ist und was wir 2025 daraus lernen können.
Vorbemerkung:
Diesen Beitrag habe ich ursprünglich 2017, anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation, geschrieben. Zum Reformationstag 2025 habe ich ihn leicht upgedatet – denn er ist aktueller denn je.
Die Reformation markierte nicht nur einen theologischen Umbruch. Sie veränderte auch die Kommunikation. Ob Bibel, Predigt, Flugschrift oder Kirchenlied: Sie war eine Bewegung des Wortes. Und zwar in einer Sprache, die jeder und jede verstehen konnte. Die Reformatoren verabschiedeten sich vom Latein der Priester und Gelehrten. Sie wollten, dass ihre Botschaft bei den Menschen ankommt.
Genau das beschäftigt uns auch heute. In einer Zeit, in der Inhalte oft aus Reels, Hashtags und Emojis bestehen – und KI-Tools immer mehr mitmischen. Was bedeutet das für Verständlichkeit, Relevanz und Wirkung?
Ich habe dazu drei Thesen formuliert, inspiriert von einem, der Kommunikation neu gedacht hat.
1. WER soll WAS wissen: Klare Botschaften, klare Sprache
Martin Luther hatte eine Mission – und wollte seine Message unter die Leute bringen. Öffentlichkeitswirksam, laut, mutig. Seine 95 Thesen, an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt, waren nicht nur ein theologisches Statement, sondern ein kommunikativer Paukenschlag.
Der einstige Augustinermönch nutzte die Sprache der Menschen, nicht der Eliten. Predigte nicht in Latein, sondern auf Deutsch – verständlich, direkt, emotional. Seine Lieder sang man gemeinsam in der Kirche. Sein in der Wartburg übersetztes Neues Testament konnten die Leute endlich auch selbst lesen – zu Hause, in der eigenen Sprache.
Übrigens: Der Mann hätte auch TikToks oder YouTube-Shorts gemeistert. Seine Predigten sollten nie länger als 40 Minuten dauern, was damals wohl als knackig galt. 😉 Weil Kürze Wirkung entfaltet.
Luther wusste: Wer überzeugen will, muss verstanden werden. Dieses Rad ließ sich nie wieder zurückdrehen.
Seine Kommunikation war auch deswegen wirksam, weil sie polarisierte.
- Er stellte sich öffentlich gegen die Autoritäten der Kirche – ein Tabubruch.
- Er schrieb in der Sprache des Volkes – und entzog der Kirche die Deutungshoheit.
- Er nutzte polemische, teils verletzende Rhetorik – und machte sich viele Feinde.
- Er spaltete seine Zeit – gefeiert von Anhängern, verurteilt von Gegnern.
- Auch wenn man seine Äußerungen im historischen Kontext sehen muss: Mit seinen antisemitischen Schriften griff Luther etliche Male massiv daneben.
Damit war Luther nicht nur Reformator, sondern auch eine Reizfigur seiner Zeit.
Doch alleine hätte er kaum Gehör gefunden…2. Netzwerke verändern die Welt: Große Ideen brauchen Verbündete
Der Reformator war kein Einzelkämpfer. Er hatte ein starkes Netzwerk – und wusste es zu nutzen.
Philipp Melanchthon, sein enger Mitstreiter, war zwar klein, leise und stotterte. Aber er war hochgebildet und strategisch unterwegs. Seine Schriften stärkten die theologische Basis der Reformation entscheidend.
Lucas Cranach der Ältere war der visuelle Verstärker der Bewegung. Seine Porträts von Luther und seiner Frau verbreiteten sich in ganz Europa. Cranach verstand die Macht der Bilder und arbeitete serienmäßig. Seine Werkstatt war so etwas wie die Design-Agentur der Reformation.
Und natürlich: Katharina von Bora, Luthers Ehefrau. Die einstige Nonne war nicht nur die „Pfarrfrau“, sondern kluge Managerin, Gastgeberin, Unternehmerin. Sie führte das Haus, hielt ihm den Rücken frei – und war intellektuell auf Augenhöhe. Ohne Katharina wäre das Projekt Reformation in dieser Form kaum möglich gewesen.
Luther war vielleicht der Kopf der Reformation, aber seine Community war die Kraft.
3. Medienkompetenz: Überzeugender Content + Reichweite = Wirkung
Als Erneuerer war Luther nicht nur ein Wortmensch – er war auch medienaffin. Ohne Gutenberg und den Buchdruck hätte sich seine Botschaft kaum verbreitet. Sobald er predigte, gingen seine Worte in Druck. Als Flugschrift, in einfacher Sprache, massenhaft verbreitet. Das war effektives Content Marketing lange vor dem Begriff.
Heute übernehmen nicht nur Medien, sondern auch Plattformen, Algorithmen und KI-Tools wie ChatGPT die Verbreitung. Aber auch 2025 gilt: Wer etwas zu sagen hat, braucht gute Inhalte, ein klares Ziel – und ein Medium, das Wirkung entfaltet.
Reformation: Ohne gute Kommunikation nicht denkbar
Mehr als 500 Jahre sind vergangen – und doch stellen wir uns die gleichen Fragen.
- Wie bringe ich meine Botschaft unter die Leute?
- Wer unterstützt mich dabei?
- Und wie nutze ich die richtigen Kanäle?
1999 erschien das Cluetrain Manifest – mit 95 Thesen zur digitalen Kommunikation. Eine bewusste Anlehnung an Martin Luther. Das Cluetrain Manifest forderte Transparenz, Dialog und eine neue Haltung. Heute brauchen wir diese Haltung mehr denn je. Denn Kommunikation ist kein Selbstzweck. Sondern ein Werkzeug, um Gesellschaft mitzugestalten.
Titelbild: By workshop of Lucas Cranach the Elder — 1. Web Gallery of Art: Image Info about artwork2. clarus-cranach.de, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23089835








[…] waren das wunderbare Reisen nach Volterra, nach Rovinji aber auch nach Kassel auf die Documenta oder nach Wittenberg anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation. Viele spannende Begegnungen, die Zusammenarbeit mit interessanten, beeindruckenden und […]