- Corporate Blogs: Informationsbedarf & Wunsch nach Austausch ist hoch
- Fehler Nr. 1: Ins Blaue bloggen
- Fehler Nr. 2: Ego-Blogging
- Fehler Nr. 3: Praktikanten-Blogging
- Fehler Nr. 4: Bleiwüsten produzieren
- Fehler Nr. 5: Kommentare abschalten
- Fehler Nr. 6: Auf Leser*innen warten
- Fehler Nr. 7: Analytics den Nerds überlassen
- Nach dem Corporate Blog Barcamp ist vor dem Corporate Blog Barcamp!
Gerade ist das erste Corporate Blog Barcamp #cbb19 in Dortmund über die Bühne gegangen. Meine geschätzte Netzwerkkollegin Daniela Sprung hat das Event gemeinsam mit mir und Gesa Hauschild vom Deutschen Jugendherbergsverband, der uns liebevoll beherbergt und bewirtet hat, auf die Beine gestellt.
Die Premiere war ein voller Erfolg. Wir haben ein sehr positives Feedback von den Teilnehmer*innen bekommen. Vielen Dank an alle, die da waren und den Tag mitgestaltet haben!
Diese Erfahrung hat mir erneut gezeigt: Corporate Blogs sind alles andere als passé. Unternehmen haben den Bedarf und den Wunsch, eine wirksame und authentische digitale „Homebase“ für ihre Inhalte zu schaffen. Sie wollen und müssen im Web sichtbarer werden. Gleichzeitig wollen sie sich nicht zu sehr von den großen sozialen Netzwerken und deren rein geschäftlich getriebenen Strategien abhängig machen.
Corporate Blogs: Informationsbedarf & Wunsch nach Austausch ist hoch
Auch für Corporate Blogger gilt: Nobody‘s perfect. Obwohl Blogs echte Urgesteine unter den Social Media sind, besteht bei Unternehmen wie Dienstleistern noch viel Informationsbedarf rund um dieses vielseitige Medium. Dazu kommt das Bedürfnis, sich intensiv und auf Augenhöhe mit erfahrenen Praktikern und/oder angehenden Corporate Bloggern auszutauschen.
Wer schon an einem Barcamp teilgenommen hat, weiß: Dieses charmante Format der „Unkonferenz“ wird inhaltlich komplett von den Teilnehmer*innen selbst bestimmt. Zu Beginn wird gemeinsam ein Session Plan erstellt, der aus den Workshop- und Vortragsideen der Gäste besteht.
Ich habe beim #cbb19 eine Session angeboten, die ein Kondensat aus meinen jahrelangen Erfahrungen ist: „Corporate Blogs: Die sieben schlimmsten Fehler, die ihr machen könnt.“ Die Inhalte der Session finden Sie im folgenden Text. Sehr viel ausführlicher habe ich sie auch in meinem aktuellen Buch beleuchtet.
Fehler Nr. 1: Ins Blaue bloggen
Technisch gesehen sind Corporate Blogs keine große Herausforderung mehr. Es gibt sehr komfortable Lösungen: Zum Beispiel das weit verbreitete WordPress. Es ist leicht zu bedienen und liefert schicke Designs gleich mit.
Aber Vorsicht! Dieser Komfort könnte dazu verleiten, ein Corporate Blog „im Handumdrehen“ einzurichten und übereilt live zu schalten. So wird manchmal das Wichtigste vernachlässigt: Die Relevanz. Doch die hat beim Bloggen oberste Priorität. Um inhaltlich relevant zu sein, braucht ein Corporate Blog einen roten Faden für die Inhalte. Deshalb sollten Sie für Ihr Corporate Blog unbedingt eine fundierte Kommunikationsstrategie entwickeln, um inhaltlich langfristig erfolgreich zu sein.
Dafür müssen Sie sich in der Startphase die Frage stellen, welche Ziele Sie erreichen wollen und welche Botschaften Sie an welche Leserinnen und Leser vermitteln wollen. Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, ergeben sich automatisch die passenden Themen für Ihr Corporate Blog. Lassen Sie sich dabei ruhig genügend Zeit!
Ebenso wichtig ist es, das Corporate Blogs in den internen Strukturen und Prozessen des Unternehmens sehr gut verankert sind. Allein die steigende Bedeutung der „Customer Journey“ veranschaulicht diese Notwendigkeit. Nur durch eine orchestrierte Zusammenarbeit über Abteilungen und Kanäle hinweg kann dieser strategische Ansatz der Kundengewinnung gelingen. Die Erfahrung zeigt: Corporate Blog können in diesem Szenario einen wertvollen und messbaren Beitrag zum Geschäftserfolg liefern.
All das bedeutet nicht, dass Ihre Blog-Strategie für immer »in Stein gemeißelt« ist. Sie sollte in regelmäßigen Abständen auf den Prüfstand gestellt werden – so wie die gesamte Kommunikationsstrategie.
Fehler Nr. 2: Ego-Blogging
Zum Fettnäpfchen „fehlende Strategie“ gesellt sich gerne auch dieser Fehler: Das Ego-Blogging. Damit meine ich die Gefahr, dass Ihr Corporate Blog zur „Resterampe“ verkommt, statt Mehrwert für die Leser*innen zu bieten. Vielleicht haben Sie den folgenden Spruch schon gehört: „Das passt sonst nirgends hin, dann stellen wir es eben aufs Blog.“
Diese Haltung endet dann gerne mal in der Veröffentlichung von Jubelmeldungen, Nabelschau-Stories oder selbstbezogenen PR-Sprech. Unerfreuliche Zutaten, die einem Corporate Blog nach meiner Erfahrung »das Genick brechen« können, wenn sie zur Gewohnheit werden. Denn wer will so etwas schon lesen?
Fehler Nr. 3: Praktikanten-Blogging
Die Investion in ein ein lebendiges und erfolgreiches Corporate Blog wird immer wieder enorm unterschätzt! Deshalb ist es erfolgskritisch und eine/n Blog-Verantwortliche/n oder ein Blog-Team zu benennen.
Sparen Sie hier bitte nicht an der falschen Stelle: Setzen Sie auf Profis und nicht auf Praktikanten!
Verstehen Sie mich nicht falsch – jeder fängt mal an mit dem Bloggen. Aber diese verantwortungsvolle Aufgabe an jemanden zu delegieren, der (noch) wenig redaktionelle Erfahrung hat und sich mit den Strukturen in Unternehmen nicht auskennt, lässt mitunter tief blicken, welche Priorität dem Corporate Blog intern zugesprochen wird…
Der Job von Blogmanagern besteht darin, Begehrlichkeiten a la „Resterampe“ auf Basis der verabschiedeten Blog-Strategie abzuwehren und dauerhaft für hochwertige und relevante Inhalte auf dem Blog zu sorgen. Diese Aufgabe ist nicht immer einfach. Sie erfordert Argumentationsstärke, Standhaftigkeit und vor allem auch Fingerspitzengefühl im Umgang mit verschiedenen Stakeholdern im Unternehmen.
Fehler Nr. 4: Bleiwüsten produzieren
In der Anfangszeit des World Wide Web, vor dem Siegeszug der Suchmaschinen, bestanden Blogs vor allem aus Linkempfehlungen. Diese hatten den Zweck, andere Nutzer auf interessante Seiten aufmerksam zu machen. Mit der Zeit transportierten Blogs ihre Inhalte dann immer mehr mittels Text.
Doch die Nutzer spielen nicht mehr mit. Ihr Verhalten und ihre Vorlieben haben sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert. Auf Bleiwüsten hatten Leser eigentlich noch nie Lust – doch heute lässt sich dieses Problem nicht mehr ignorieren. Gut strukturierte, leserfreundlich aufbereitete Blogartikel sind deshalb oberstes Gebot.
Dazu kommt der Trend hin zu einem modularen Ansatz bei der Gestaltung des Blog Contents. Denn die Blog-Besucher wollen zunehmend die Wahl haben, wie sie Inhalte konsumieren. Bilder, Videos, Infografiken oder auch Hörversionen der Blogbeiträge werden deshalb immer wichtiger.
Fehler Nr. 5: Kommentare abschalten
Corporate Blogs zeichnen sich von ihrer Geschichte her gegenüber anderen Online-Medien wie klassischen Websites auch dadurch aus, dass sie die Leser via Kommentarfunktion zum Dialog einladen. Heute ist das längst nicht mehr auf allen Corporate Blogs selbstverständlich. Nicht selten schaltet die Redaktion die Kommentarfunktion ab und belässt es bei den bekannten Share Buttons, die nicht wirklich der neueste Schrei sind.
Die gängigsten Argumente für diese Entscheidung:
- Unsere Leser kommentieren sowieso nicht
- Der Dialog wird in den sozialen Medien geführt
- Oder: Das ist uns rechtlich zu unsicher
Manchmal vermute ich: Dahinter steckt mehr Sorge und Angst vor möglichen Problemen mit Kommentatoren, als manchmal von den Verantwortlichen zum Ausdruck gebracht wird. Das ist schade. Aus meiner Sicht ist ein Corporate Blog ohne Kommentarfunktion nicht nur ein Rückschritt, sondern streng genommen auch kein Blog.
Ich blogge seit nunmehr über zehn Jahren. Für mich war die Kommentarfunktion immer ein zentraler Bestandteil von Blogs. Denn an der Schnittstelle zum Leser wird’s doch eigentlich erst richtig spannend!
Lesetipp: In meinem aktuellen Buch „Content Marketing mit Corporate Blogs“ bricht auch Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht, mit dem ich über rechtliche Fragen rund ums Bloggen gesprochen habe, eine Lanze für das Zulassen von Blog-Kommentaren.
Fehler Nr. 6: Auf Leser*innen warten
Ein Corporate Blog ist kein Selbstzweck. Es steht nicht für sich allein. Ein Blog ohne Leser und Resonanz wird auch keine Akzeptanz im Unternehmen finden. Eine wichtige Frage lautet deshalb: Wie machen Sie Ihre Zielgruppe(n) aufmerksam auf Ihre Inhalte?
Dafür gibt es heute sehr viele Möglichkeiten und Taktiken – vom Anteasern und Bewerben in den Social Media über einen Blog-Newsletter oder die Zusammenarbeit mit einflussreichen Multiplikatoren bis hin zum Einbinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Content-Distribution.
Angesichts der vielen Optionen für die Vermarktung von Corporate Blogs, die natürlich auch mit Aufwand verbunden sind, ist diese Disziplin heute fast ebenso zentral und strategisch wie das Erstellen von wirksamen Inhalten.
Mehr darüber schreibe ich in einem meiner nächsten Beiträge, denn das Thema ist wirklich „abendfüllend“. 😉
Fehler Nr. 7: Analytics den Nerds überlassen
Last but not least ist da natürlich das Thema Erfolgsmessung: Sobald die Ziele für das Corporate Blog feststehen, empfiehlt es sich, auch dieses Thema gezielt anzugehen. Denn jede Kommunikationsmaßnahme sollte letztlich nachweislich auf die Ziele eines Unternehmens einzahlen.
Womit wir beim Thema Kennzahlen wären. Hier liegt nach meiner Beobachtung noch viel im Argen, denn was gemessen wird, hat mit validen KPIs häufig wenig zu tun. Viele Visits und/oder eine hohe Verweildauer auf den Beiträgen eines Corporate Blog sind zwar erfreulich. aber solche rein quantitativen Erhebungen sagen letztlich wenig in Bezug auf das jeweilige Ziel aus, das mit dem Blog erreicht werden soll.
Mit einer durchdachten Erfolgsmessung und den richtigen Tools lassen sich Ziele wie die Mitarbeitergewinnung oder auch das Wecken von Interesse am Unternehmen herunterbrechen auf messbare Maßnahmen. Das sind Beispielsweise Kontaktformulare, die ausgefüllt oder Filme, die abgespielt werden.
Keine Sorge: Selbst große Unternehmen hier teilweise noch ganz am Anfang. Sie als Blogmanager müssen die Analytics nicht unbedingt bis ins letzte Detail durchdringen, aber Sie sollten sich so weit wie möglich oder nötig mit der Materie befassen, damit Ihnen niemand Märchen erzählen kann. Mein Rat: Arbeiten Sie in dieser Frage mit fähigen Kolleg*innen oder Dienstleistern zusammen, denen Sie vertrauen können und bauen Sie Ihre Kompetenz aus.
Das ein oder andere Fettnäpfchen kommt Ihnen bekannt vor? Berichten Sie in den Kommentaren gerne, wie Sie das Problem bei sich gelöst haben. Fragen Sie nach, wenn für Sie etwas unklar geblieben ist oder Sie andere Erfahrungen gemacht haben!
Nach dem Corporate Blog Barcamp ist vor dem Corporate Blog Barcamp!
Die Themen gehen uns nicht aus! Wir haben noch so viele interessante Fragen, die wir beim Corporate Blog Barcamp diskutieren wollten. Die Zeit verging viel zu schnell! Dieses Feedback habe ich von vielen Teilnehmer*innen nach dem #cbb19 gehört. Deshalb wird es im kommenden Jahr wieder ein Barcamp für Corporate Blogger geben: Das #cbb20. Und zwar im Rahmen der Digitalen Woche Dortmund im November 2020
Den genauen Termin geben wir demnächst bekannt. Wir freuen uns, wenn Sie/ihr (wieder) mit dabei seid!
Hier findet ihr uns im Netz:
Website: https://corporateblog-barcamp.de/
Twitter: https://twitter.com/CorpBlogBarcamp
Keep on blogging!