Sie sind schon wieder vorbei – die Pitches und die Preisverleihung beim Deutschen Preis für Onlinekommunikation 2019 in Berlin. Schade!

Es war ein toller Tag mit den Bewerbern und den Jury Kolleg*innen vom Team Erdbeere und ein wunderbarer Abend im Radialsystem an der Spree!
Eine strikt subjektive und nicht vollständige Auswahl meiner Favoriten unter den Einreichungen sowie die ein oder andere kritische Anmerkung findet ihr in diesem Blogbeitrag.
Was macht Marken relevant?
Können Marken überhaupt noch (digital) kommunizieren, ohne sich mit dem gesellschaftlichen Kontext zu befassen? Und wie kommen sie bei dem Versuch mit ihrer Kommunikation relevant zu sein um den Vorwurf des reinen Trendsurfings oder gar des Green- oder Whitewashings herum? Es ist ein wahrer Drahtseilakt. Die Deutungshoheit über Marken liegt längst nicht mehr nur bei den Machern in Unternehmen oder Agenturen. Die Kunden, die Fans, die Kritiker, die Lobbies — sie alle reden heute mit und nehmen auf diese Weise Einfluss auf die Entwicklung und Beurteilung von Marken. Der digitale Raum hat diesen Effekt in den vergangenen Jahren enorm verstärkt. Das verdeutlich auch der folgende Case.
Mitten ins dunkle Herz des Geschehens hat sich Beck’s im vergangenen Jahr gewagt. Mit seinem beeindruckenden und nicht geplanten Coup #brauneFlaschen gegen Rechts, der in Echtzeit (man bedenke die üblichen langen Entscheidungswege in einem Unternehmen wie diesem) und in Zusammenarbeit mit Fans der Marke entstand, hat der Bierbrauer beim dpok verdientermaßen den ersten Preis in der Kategorie „Brand Relation“ gewonnen.
Das Thema „Pink Tax“ bewegt die Gemüter (der Frauen) schon seit langem. Getan hat sich bisher wenig – bis auf einige wenige löbliche Ausnahmen. Das Problem: Frauen verdienen im Schnitt viel weniger Geld als Männer, zahlen aber deutlich mehr Geld für Kosmetik- oder Hygieneprodukte.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich dieses Themas angenommen und eine etwas andere Kampagne entwickelt, um das Problem auf sehr konkrete und fühlbare Art und Weise zu veranschaulichen. Auch dafür gab es den ersten Preis in der Kategorie „Kampagne des Jahres von NGOs“.
Am 23. Mai feierte das Grundgesetz seinen 70. Geburtstag. Darin steht: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Die Realität sieht leider noch anders aus. Kaum ein Tag vergeht ohne die Veröffentlichung von Studien, die die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen verdeutlichen. Laut einer neuen Studie des Familienministeriums sind viele Frauen unterbezahlt und verdienen kaum mehr als 2.000 Euro.
Die Initiative Finanz-Heldinnen der Comdirect Bank hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Frauen mit Informationen rund um ihre Finanzplanung zu versorgen, damit sie mehr finanzielle Unabhängigkeit erlangen können. Dafür gab es beim dpok den ersten Preis in der Kategorie App.
Männer und Technik
Über die gefeierte Kampagne #likeabosch wurde in der Marketing-Community viel gesprochen. Sie räumte beim dpok erwartungsgemäß den Preis für die „Kampagne des Jahres“ ab.
Ich persönlich stelle mir schon seit Jahren die Frage, ob Frauen keine gleichwertige Zielgruppe für das Thema „Smart Home“ sind oder nicht sogar sein sollten? Ein zufriedenstellende Antwort darauf habe ich beim dpok nicht erhalten. Auch bei EnviaM zieht man es vor, das Thema mit Hilfe dieser beiden freundlichen Nerds zu vermitteln. Immerhin wurde versichert, dass beide Kampagnen Frauen wie Männer fast im gleichen Maß erreicht hätten.
Männer sind eben eben Spielkinder! 😉 Der Hersteller Horsch, der gleich in drei Kategorien den ersten Preis holte, bewies dass die Vermarktung von Landmaschinen nicht unbedingt dröge daherkommen muss. Bei Horsch will das Marketing ab sofort keine Geräte mehr in Szene setzen. Vielmehr vertraut man weltweit mit #Farminghero auf eine Heldenfigur á la „Transformer“ und kommt damit bei der Zielgruppe Landwirte offenbar mächtig gut an. Aber seht selbst.
Genießen, lachen, träumen
Nicht alle Kandidaten für den dpok schaffen es auf das Siegertreppchen. Ich nenne jedoch gerne die Kampagne #Winechefs, weil sie aus meiner Sicht ein sehr schönes Beispiel für anspruchsvolles Content Marketing und Storytelling ist. Im Mittelpunkt steht der Wein. Gesucht wird dazu das passende Gericht. Liebe Macher von den Weinfreunden: Auch ihr findet sicher noch mehr tolle Winzerinnen und Spitzenköchinnen, die ihre Geschichte erzählen wollen! 🙂
Und hier noch ein witziger Clip aus der Kampagne „Stadt der Städte“ für das schöne und zu Unrecht immer noch unterschätzte Ruhrgebiet.
Last but least freue ich mich als Wahlmünchnerin natürlich riesig für die Staatsoper Bayern, die tatsächlich die Auszeichnung „Team des Jahres“ mit nach Hause nehmen konnte. Das Team hat damit bewiesen, dass auch eine altehrwürdige Kulturinstitution Spitzenleistungen in der digitalen Kommunikation vollbringen kann!
Alle Preisträger des dpok 2019 findet ihr hier.