Die dpok-Gewinner 2017 stehen fest. Auch im siebten Jahr wächst der Deutsche Preis für Onlinekommunikation kräftig weiter. Das zeigt schon die aktuelle Zahl der Einreichungen.
777 Einreichungen im 7. Jahr beim #dpok. 37 Kategorien warten auf ihre Gewinner. Coole Einreichungen! pic.twitter.com/sPgkI5KVIX
— Thomas Mickeleit (@TMickeleit) 8. Juni 2017
Jury verteilt Punkte im 10-Minuten-Takt
Für die Juroren ist die Teilnahme am dpok ohne Zweifel ein Privileg — aber auch kein Spaziergang. Von 8.30 bis teilweise nach 18 Uhr begutachten und beurteilen sie in den Räumen der Quadriga Hochschule am Werderschen Markt im 10-Minuten-Takt Projekte aus bis zu fünf Kategorien. Da bleibt für ausgedehnte Kaffeepausen leider nicht allzuviel Zeit. 🙂
Dafür wurde die Jury unter Leitung von Magnus Hüttenberend (TUI) reichlich belohnt mit spannenden Einblicken in aktuelle Projekte von Unternehmen und ihren Agenturen. Ich persönlich stelle dabei immer wieder fest: Auch Projekte, die nicht durchgängig überzeugen, haben fast immer einen Erkenntniswert. Ich war zum dritten Mal mit von der Partie und wieder mal schwer beeindruckt von der Professionalität und Liebenswürdigkeit, mit der die vielen Kandidaten sich und ihre Kampagnen präsentiert haben.
dpok 2017: Fünf Siegertipps aus meiner Sicht als Jurorin
Relevanz wird großgeschrieben. Ganz ehrlich: Was ist relevanter? Die hundertste teure Influencer-Kampagne mit kreischenden Youtubern („und sie haben alle freiwillig mitgemacht!“) für einen neuen Handytarif? Oder eine Kommunikation, die echten Nutzwert und Transparenz gegenüber der Zielgruppe nach vorne stellt und damit erfolgreich ist? Was hier möglich ist, zeigten verschiedenste dpok Preisträger wie beispielsweise TennetTSO. Beim „SuedLink“-Projekt ging es im Rahmen der Energiewende um eine umfangreiche Bürgerbeteiligung bei der Verlegung von Erdkabeln.
Auch Sympatex Technologies überzeugte die Juroren mit seinem Beitrag zur #NoPFC Kampagne gegen den Einsatz PFC in Outdoor-Klamotten. Ebenso schaffte es die wunderbare Aktion „Hass Hilft — Die unfreiwillige Online-Spendenaktion“ auf das Siegertreppchen.
Nachhaltige Onlinekommunikation überzeugt. Bisher gehörte ich ehrlich gesagt nicht zu den regelmäßigen Besuchern des Web-Auftritts des Deutschen Bundestages. Aber das wird sich jetzt ändern. Weil das Portal eine echte „Online-Autorität“ ist, auf die selbst Wikipedia gerne verlinkt. Und weil es auf einfache Weise und mit sehr begrenzten Mitteln — etwa im Vergleich zu Bundesregierung.de — Transparenz über die parlamentarischen Vorgänge bietet — bis hin zum Abstimmungsverhalten einzelner Abgeordneter. Ein wichtiger Bookmark für uns alle! Besonders in Zeiten, in denen die Demokratie selbst leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Auch das Impfen ist heute nicht mehr angesagt. Deshalb hat mir die Kampagne „FSME-Vorsorge? Na selbstverständlich!“ von Pfizer (Cohn & Wolfe) sehr gut gefallen. Hier bestand die Herausforderung vor allem darin, nicht direkt zum Impfen gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis durch Zeckenbisse aufzufordern, da diese dem Hersteller verboten ist. Gearbeitet wurde unter anderem mit glaubwürdigen Botschaftern pro Impfung. Sie alle sind viel in der Natur unterwegs, wo natürlich auch die Zecken lauern. Auf dem Infoportal zecken.de wurden zu dem Thema alle wichtigen Informationen zusammengetragen.
Erfolgreiche Onlinekommunikation: Viel hilft nicht immer viel
Interne Kommunikation überzeugt durch Nutzwert: Für die Hamburger Hochbahn dürfte der Sieg in der Kategorie „Intranet“ Balsam für die Seele gewesen sein nach dem durchlittenen Shitstorm im vergangenen Februar. Intranets stehen nicht gerade im Ruf, besonders sexy zu sein. Doch die Hamburger Hochbahn hat eine besondere Herausforderung gemeistert: Sie hat ihre Fahrer schon nach kurzer Zeit in das mobile Intranet eingebunden. 3000 von insgesamt 5000 Mitarbeitern nutzen die entsprechende App bereits — u.a. weil dort die Dienstpläne zu finden sind. Bis zum anstehenden G20-Gipfel sollen dann möglichst alle mit an Bord sein. So soll jeder Fahrer darüber informiert sein, wer wann wo entlang fahren darf. Weitere bemerkenswerte Projektdetails: Der Betriebsrat des Unternehmens konnte ohne größere Probleme von der mobilen App überzeugt werden. Die meisten Mitarbeiter nutzen die App auf ihrem privaten Handy.
Viel hilft nicht immer viel. Ich und Fußball? Nicht wirklich, außer wenn es um den SC Freiburg geht. 😉 Aber die absolute Low-Budget-Kampagne #ChampionsLeak von Borussia Mönchengladbach hat selbst mich überzeugt. Eine Idee, die komplett inhouse erdacht wurde und durch ihre ungezwungene Viralität besticht. „Dabei hatte es der Verein geschafft, das neue Trikot noch vor dem Verkaufsstart an drei aufeinanderfolgenden Tagen in drei TV-Sendungen – „Aktuelles Sportstudio“ (ZDF), „Doppelpass“ (Sport1) und „Circus HalliGalli“ (ProSieben) – zu platzieren.“
Onlinekommunikation ist nicht (nur) Vertriebsunterstützung. Einerseits hat der Kollege vom „Pressesprecher” natürlich recht damit, dass die Wirksamkeit von Kampagnen nachweisbar sein sollte. Dennoch scheint mir die ROI-Frage bei den Juroren in den vergangenen Jahren zu sehr in den Vordergrund gerückt zu sein. Das verstellt mitunter den Blick darauf, dass gute Unternehmenskommunikation einen umfassenderen Anspruch haben sollte, als einfach nur eine verkaufsunterstützende Maßnahme zu sein.
Hörbare Freude beim Bayerischen Handwerkstag
Hier kommen noch drei Highlights, die mich besonders überzeugt haben.
Kann man das Internet der Dinge hörbar machen? Man kann. Das beweist Bosch mit seinem #sensorchestra. Der verdiente Gewinner in der Kategorie „Kampagnen von Unternehmen“.
Apropos hörbar: Wer hat sich in der vergangenen Woche am vernehmlichsten über den ersten Preis gefreut? Das waren ohne Zweifel die Damen vom Bayerischen Handwerkstag mit ihrer Verbandskampagne „Macher gesucht! Ich mach’s euch“. 🙂
Ja Wahnsinn, wenn sich 1 Sieger Team so gfreit wie das Bayerisches Handwerk 😂#dpok pic.twitter.com/fP4iLO7xDz
— Meike Leopold (@Leopom) 8. Juni 2017
Last but not least: Auch unsere Jury konnte sich dem Gänsehaut-Feeling, das einen angesichts des Elphi-Projekts überkommt, nicht entziehen. Sie vergab den Preis in der Kategorie Multichannel-Kampagne nach Hamburg. Ein sehr schöner Aspekt des Megaprojekts: Hunderte von „Mikro-Influencern” aus Hamburg (Bäcker, Kiosk-Besitzer etc.) konnten im Rahmen der Elphi-Eröffnung eine Konzertkarte für 6 Euro erwerben. So kamen viele erstmals in den Genuss eines klassischen Konzerts. Eine berührende und überzeugende Art, Markenbotschafter aus der Bevölkerung zu gewinnen!
Das Macherinnen Team 😊 says
Danke schön! 😊Und wir freuen uns immer noch wahnsinnig!!!