Als Corporate Bloggerin der ersten Stunde weiß ich, wieviel Herzblut Blogmanager in „ihre“ Blogs stecken. Es freut es mich sehr, dass mir eine ganze Reihe erfahrener Kolleginnen und Kollegen für mein neues Buch „Content Marketing mit Corporate Blogs“ ihre Erfolgsgeheimnisse und Best Practices verraten haben. Als erste in einer Reihe von Interviews, die Themen und Fragen aus dem Buch aufgreifen, möchte ich Friederike von Hülsen von GermanPersonnel und ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema Bloggen vorstellen.
Wann und vor allem warum habt ihr euer Corporate Blog gestartet?
Friederike von Hülsen: Wir haben den Blog seit 2014. Unser CEO Marco Kainhuber wollte ihn als Kundenmagnet haben und um GermanPersonnel als Recruiting-Experten noch bekannter zu machen. Als ich 2016 zu GP kam, habe ich den Blog personalisiert und Marco mehr in den Mittelpunkt gerückt.
Bei euch bloggt der Chef selbst?
Friederike von Hülsen: Ja, aber nicht mehr oft. Das Schöne ist, dass er schreiben kann. Es ist halt ein Zeitproblem. Da wir so stark wachsen ist er zunehmend mit ganz anderen Themen beschäftigt und nicht mehr so in unserem Daily Business. Aber wir kriegen ihn noch ab und zu vor die Kamera. 🙂
Um welche Themen geht es auf eurem Blog?
Friederike von Hülsen: Der Blog behandelt Themen rund ums E‑Recruiting. Hier geht es einerseits um die technologischen Entwicklungen wie z. B. das programmatische Ausspielen von Stellenanzeigen und andererseits um den Bewerber- und Jobbörsenmarkt an sich. Dort tut sich extrem viel, z. B. durch die neuen Angebote der großen Player wie Google mit der Cloud Talent Solution oder Facebook Jobs, von denen wir der erste offizielle Partner in Deutschland sind. Gleichzeitig behandeln wir aber auch rechtliche, politische oder gesellschaftliche Themen unserer Hauptkunden – der Personaldienstleister – sowie allgemeine Themen rund ums Arbeitsleben in unserer Arbeitsleben-Rubrik.
Wie ist bei euch die Blog-Redaktion organisiert: Wer managt, wer schreibt und habt ihr auch Support von Dienstleistern?
Friederike von Hülsen: Ich manage das. Während ich früher auch viele Artikel selber geschrieben habe, kommen nun nur noch wenige Artikel komplett aus meiner Feder. Eine neue Kollegin aus dem Produktmarketing schreibt mittlerweile die ganzen eher technischen Artikel, die in einem Tech-Unternehmen natürlich dazu gehören. Die eigene technische Expertise, neue Features, neue Schnittstellen usw. hatten wir früher auf dem Blog vernachlässigt. Das haben wir geändert.
Neben ihr gibt es noch zwei weitere Kollegen, die ebenfalls unregelmäßig für den Blog schreiben. Früher habe ich auch Recruiting-Themen an externe Content-Lieferanten rausgegeben. Das produzieren wir aber nun alles Inhouse oder mit Gastautoren. Externe Content-Lieferanten schreiben jedoch mittlerweile die meisten Arbeitsleben-Artikel, die zu Beginn noch alle von mir geschrieben wurden. Ich lege jedoch die Themen fest, briefe die Autoren und überarbeite die Artikel auch am Ende noch mehr oder weniger stark.
Auch teure Texter sind nicht unbedingt besser
Friederike von Hülsen
Welche Erfahrungen hast du mit externen Content-Lieferanten – worauf sollten Unternehmen dabei besonders achten?
Friederike von Hülsen: Das Briefing ist das A und O. Obwohl ich sehr klar Ziel und Schwerpunkt des Textes kommuniziere und was unbedingt und was auf keinen Fall im Text enthalten sein soll, kommt es immer wieder vor, dass Texte eine ganz andere Ausrichtung bekommen haben, als ursprünglich gedacht oder gewünscht. Manches Mal musste ich da schon sehr schmunzeln und habe mir mein ursprüngliches Briefing nochmal angeguckt, ob man daraus wirklich DEN abgegebenen Text machen kann. Natürlich ist es auch grundsätzlich eine Kostenfrage. Je hochqualifizierter oder bekannter der Autor, desto teurer sein Text. Das heißt jedoch nicht, dass er deshalb auch besonders gut ist. Auch hier haben wir Enttäuschungen erlebt.
Wie vermarktet ihr die Blog-Inhalte?
Friederike von Hülsen: Wir spielen sie über Facebook, XING, Linkedin und Video-Content auch über YouTube aus, sowohl von unseren Unternehmensseiten, als auch in entsprechenden Fachgruppen. Manche Artikel bewerben wir auch gesondert über Facebook-Kampagnen, insbesondere wenn sie Whitepaper enthalten.
Seid ihr zufrieden mit dem Leserfeedback? Gab es auch schon mal Kritik und wenn ja, warum?
Friederike von Hülsen: Es gibt Feedback, aber wenig. Jeder Autor oder Content-Verantwortliche wünscht sich immer mehr, als tatsächlich kommt. Kommentare gibt es meist nur auf Artikel, die die Leser auch emotional berühren. Das geschieht oft bei meinen Arbeitsleben-Artikeln, wie z. B. den über die Rückkehr in den Job nach einer Totgeburt. Hier gab es viel und durchweg positives Feedback, das sehr bewegend war. Interessanterweise aber nicht auf dem Blog selber, sondern v. a. in Facebookgruppen und in persönlichen Nachrichten, die ich bis heute von Lesern bekomme.
Kritik kommt hauptsächlich zu Zeitarbeits-Themen. Das Thema spaltet und während unsere Kunden aus der Zeitarbeit politische und rechtliche Infos begrüßen, wie seiner Zeit über die AÜG-Reform, die massive Auswirkungen auf das Recruiting hat, bieten Zeitarbeitsartikel für Kritiker oder sogar Hasser die perfekte Bühne, um sich hier auszutoben in Kommentaren. Mein Artikel Zeitarbeit könnte Burnout vorbeugen hat z. B. sehr viele Kommentare hervorgerufen.
Kritiker sind meist nicht an einem konstruktiven Austausch interessiert
Friederike von Hülsen
Es muss auch unterschieden werden, auf welcher Plattform kommentiert wird. In einer Facebook-Gruppe ist das schnell vergessen und dient uns mehr als Stimmungsbarometer. Auf dem Blog selbst hat so ein Kommentar eine ganz andere, weil dauerhafte Wirkung. Ich schalte alle Kommentare persönlich frei. Bislang gab es auf dem Blog auch noch keine Kommentare, die so daneben waren, dass ich sie gelöscht habe. Grundsätzlich nutzen wir Kommentare, um in einen konstruktiven Austausch zu gehen. Kritiker, so unsere Erfahrung, sind daran jedoch meist nicht interessiert.
Anhand welcher Kriterien und Kennzahlen messt ihr den Erfolg eures Corporate Blogs?
Friederike von Hülsen: Wir nutzen die bekannten Analyse-Tools wie Google Analytics und Sistrix und gucken uns natürlich auch die Aufrufe in WordPress selber an. Seit Umsetzung der DSGVO-Vorschriften sind die Zahlen jedoch nur bedingt aussagekräftig, weil sich viele Webseitenbesucher nicht mehr tracken lassen wollen. Auf Facebook wiederum ist man abhängig vom Algorithmus, ob der das Thema als relevant einstuft, oder nicht. Die sinkende organische Reichweite können wir nur mit bezahlter Werbung zurückholen, wenn uns ein Thema wirklich am Herzen liegt und wir es pushen wollen. Ansonsten befragen wir regelmäßig unsere Bestandskunden über den Blog und ich hole auch intern Feedback von Kollegen ein. Der Austausch von Mensch zu Mensch ist wichtig.
Was gefällt dir persönlich gut am Bloggen?
Friederike von Hülsen: Die persönliche Note und auch Meinung, die man in seine Texte einfließen lässt. Das macht mir viel mehr Spaß, als einen nüchternen, objektiven Artikel zu schreiben. Ich finde einen Unternehmensblog zudem eine wunderbare Chance für ein Unternehmen, sich mal anders zu zeigen: menschlich und mit einer Meinung, die vielleicht nicht Mainstream ist. Die Königsklasse ist für mich dabei, wenn den Autoren/Mitarbeitern hier so viel Vertrauen entgegengebracht wird, dass man sie schreiben lässt, worüber und wie sie wollen. Dieses Vertrauen hat unser CEO Marco Kainhuber mir entgegengebracht.
Bloggen macht mir viel mehr Spaß, als einen nüchternen, objektiven Artikel zu schreiben
Friederike von Hülsen
Gibt es Zukunftspläne für das Blog und wenn ja: welche?
Wir legen künftig mehr Gewicht darauf Blogbesucher aktiv auf unsere Angebote und unsere Expertise aufmerksam zu machen. Wir waren diesbezüglich früher unnötig zurückhaltend. Das beginnen wir gerade zu ändern, indem wir viel stärker unsere Angebote und unser Wissen in den Vordergrund stellen. Zudem setzen wir zunehmend auch Videos ein, bereichern unsere Artikel mit Whitepapern und Case Studies und bebildern gerade unsere Softwarethemen stärker.
Marcos Recruiting Blog ist eine Subdomain von germanpersonnel.de, weshalb der Traffic unserer Hauptseite nicht zugutekommt. Das ändern wir nun mit dem nächsten Webseiten-Relaunch im Sommer, wenn wir den Blog in die GermanPersonnel-Webseite integrieren.
Welche drei Tipps würdest du angehenden Corporate Bloggern geben?
- Von Anfang an weitere Autoren für den Blog gewinnen, dann verteilt sich das Schreiben und man kann sich austauschen.
- Die Veröffentlichungsfrequenz nicht zu hoch ansetzen. Das stresst nur und führt dazu, dass man unter Druck arbeiten muss.
- Das Themenfeld des Blogs nicht zu eng stecken. Sonst besteht die Gefahr, dass die Themen gefühlt ausgehen, bzw. man sich wiederholt. Das wird dann anstrengend und macht auf Dauer auch weniger Spaß.
Vielen Dank Friederike!