Als “Nordlicht” in München hat man es nicht immer leicht. Das muss eingangs leider mal so gesagt werden! Aber dann wird der Beitrag natürlich gleich wieder schmusiger, versprochen!
Nordlichter, das sind aus bayerischer oder auch Münchner Sicht (jetzt kommts mir bitte bloß nicht mit dem riesigen Unterschied zwischen Stadt und Land etc.) alle ab Nürnberg nordwärts oder? Oder gilt das schon ab Augsburg — ich lasse mich diesbezüglich gerne von Berufenen aufklären ;).
Der erste Kulturschock in München
Ich erinnere mich jedenfalls genau an eine Begegnung der dritten Art mit dem grundsätzlich übellaunigen Hausmeister meiner ersten (Hinterhaus) Wohnung in München. Diese Begegnung hat mir den ersten Kulturschock in Sachen bayerische Granteligkeit verpasst. Das Ganze trug sich übrigens anno 1999 zu. Heute ist dieses Wohnhaus im Lehel sowas von hochsaniert, dass keiner von uns die Miete jemals bezahlen könnte!
Ich: HALLO (bitte beachtet die Anrede! Die geht natürlich gar nicht!), könnten Sie bitte netterweise das Licht im Flur reparieren — ich sehe abends die Hand vor Augen nicht, wenn ich ins Haus komme.
Er: Wos bin I??
Sprachs, drehte sich um und schlurfte einfach von dannen. Und das Licht blieb noch eine ganze Weile kaputt.
Ok, fairerweise muss man dazu sagen, dass seine leider geistig verwirrte Frau dem Hausmeister das Leben ziemlich schwer machte. Und mir nebenbei auch. Sie nannte mich gerne in ihrer charmanten Art: Du blede Sau du blede! wenn ich sie oder sie mich im Hausflur oder im Hinterhof antraf.
Aber davon abgesehen glaube ich einfach, dass der Hausmeister mich ignorieren wollte, weil ich nun mal ein Saupreiß und obendrein die frühe Vorbotin der Gentrifizierung des Viertels war. 😉 Die Story erinnert mich übrigens an die Figur des Permaneder aus den Buddenbrooks. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Wahr ist: München muss man schon meng!
Oder die neue Kollegin in der PR-Agentur (übrigens eine Oberpfälzerin und natürlich seit vielen Jahren eine hochgeschätzte Freundin!!), die eines Tages in der Mittagspause folgende Worte zu mir sprach: A Hund bist scho! Ich verschreckt zu mir selbst: Wie bitte? Was will die denn jetzt von mir? Was habe ich bloß falsch gemacht?! Dabei hatte sie gerade ein richtiges Lob ausgesprochen!
Weil das Leben gar nicht so ohne ist als “Zugeroister aus Preißn”, hauen manche Leute ganz schnell wieder ab aus der “Weltstadt mit Herz”. Das war besonders bei Ina Steinbach echt schade. Sie hatte es aber auch als eingefleischter BVB Fan sicher extra schwer! Zuhause machen wir jedenfalls bei Bayern gegen Dortmund immer die Fenster zu, damit die netten Nachbarn mit der FC Bayern-Fahne im Garten nicht hören, wenn wir an der falschen Stelle jubeln. ;))
Aber bevor ich mich jetzt in meinen Erinnerungen verzettele oder die Dinge wohlmöglich in ein ganz falsches Licht rücke: Heute soll es nicht um die Flucht aus München gehen, sondern darum, was für mich als ewig Zugeroiste das BESONDERE an dieser Stadt ist!
Und zwar im Rahmen der laufenden Blogparade der Ironblogger München, deren stolzes und gut zahlendes Mitglied ich bin. Schaut unbedingt mal in die tollen Beiträge rund um das Thema München rein. Insgesamt 30 (!) Kollegen haben über den ganzen Juli verteilt klasse Stories gepostet. Gestern war zum Beispiel Stefan Hoffmeister alias @geistreich78 mit Stimmen zum Digitalstandort München dran.
Jedenfalls habe ich vor ein paar Tagen auf dem Rückflug von Riga nach München darüber nachgedacht, welche magischen Orte in der Isarstadt vielleicht ein wenig dazu beigetragen haben, dass ich nun schon fast 20 Jahre hier bin und tatsächlich Wurzeln geschlagen habe (auch wenn ich als gebürtige Flensburgerin manches immer noch schwer verständlich finde).
Ich habe auf Anhieb drei Juwelen gefunden!
Eine geschichtsträchtige Kirche im Niemandsland
Einen bleibenden Eindruck hat bei mir vor einigen Jahren ein Besuch der ältesten Kirche Münchens hinterlassen. Die Heilig-Kreuz-Kirche steht tapfer und ganz alleine ausgerechnet in Fröttmaning — irgendwo im Niemandsland zwischen Allianz Arena, Müllberg, Kläranlagen und Autobahnkreuz. Deshalb ist sie für Spaziergänger auch gar nicht so leicht zu finden.
Das Kirchlein, das heute sogar einen modernen Doppelgänger ganz in der Nähe hat, ist wirklich ein herzallerliebstes spätromanisches Kleinod. Es musste unglaublicherweise in den letzten Jahrzehnten schon gegen diverse Abrissgelüste verteidigt werden! Der wunderbare Rosenstock, der direkt an der Kirchenwand blüht, ist hoffentlich auch noch da!
Leider hatte ich kein Bild zur Hand — geht einfach selbst hin, wenn ihr mal Lust auf eine Entdeckung habt!
Ein Freibad der ganz besonderen Art
30 Grad und mehr in München und keine Zeit oder Lust, raus an die Seen zu fahren? Kein Problem: Geht doch einfach ins Naturbad Maria Einsiedel in Thalkirchen (U3, Haltestelle Thalkirchen). Der Clou an diesem Freibad: Hier fließt der Isarkanal auf 400 m Gelände mitten durch die Liegewiesen — das bedeutet Abkühlen und Schwimmen ganz ohne chemische Zusätze.
Für mich gibt es nichts Herrlicheres, als in das eiskalte Wasser zu springen, sich einfach auf dem Rücken bis zum Ende des Kanals hinunter treiben zu lassen und dabei in die Bäume zu schauen! Eine Fetzngaudi! 🙂 Und dann? Blöde Frage: Gleich wieder zum Anfang des Kanals sprinten und nochmal rein!
Das perfekte Sommervergnügen mitten in München!
Ein versteckter Promi-Friedhof in Bogenhausen
Viele Spaziergänger laufen unten an der Isar an ihm vorbei, denn er liegt oben an der Uferkante rund um die Kirche St. Georg: Der Friedhof Bogenhausen. Dabei lohnt sich ein Abstecher auf den Berg wirklich, denn auf dem idyllischen Friedhof liegen viele begraben, die als Künstler weit über München hinaus Rang und Namen hatten und haben — darunter Erich Kästner, Rainer-Werner Fassbinder, Walter Sedlmayr, Liesl Karlstadt oder auch Bernd Eichinger.
Pro-Tipp: Nach dem Friedhofsrundgang könnt ihr im umliegenden Viertel noch die neuesten Luxuskarossen, Mega-SUVs und manch goldene Handtasche an schlanken, blonden und überaus teuer gewandeten Damen bewundern.
Nachtrag: Den guten Permaneder habe ich auf dem Friedhof Bogenhausen leider nicht gefunden. 😉
Alle Beiträge zur Blogparade findet ihr hier.
Morgen folgt Maria Probst mit ihrem Beitrag auf “Immer Ferien”
sebinger_pro says
Jo, das mit dem Hund hab ich von der gleichen Kollegin zu hören bekommen, im Zwischengeschoss der Hannoveraner U‑Bahn, die wir anlässlich der CeBIT nicht umhin kamen zu benutzen. Wie sehr mich das irritiert hat, merkt man nicht zuletzt daran, dass ich mich 16 Jahre später noch sehr gut daran erinnere…