Manche finden Content Marketing ein „schlimmes Buzzword“, aber es steckt nun einmal richtig Geschäft dahinter. Ein Check der aktuellen Nachrichtenlage zum Thema Content zeigt allerdings: Man muss schon genauer hinschauen, um wirklich Neues zu entdecken. Da ist zum Beispiel die Causa Sascha Pallenberg. Der vormals unabhängige Blogger, Journalist und Chef des Techblogs „Mobile Geeks“ steht bekanntlich seit kurzem als Head of Digital Content auf der Payroll der Daimler AG.
„Ich halte es (…) für unverzichtbar, auch seine eigenen Plattformen nicht zu vernachlässigen und eine Back-to-the-Roots-Strategie zu fahren.“ Was Sascha da über die Bedeutung von „Owned Content“ für seinen neuen Arbeitgeber sagt, kann ich nur begrüßen. Aber neu ist es nicht. Der Wert einer eigenen „Home Base“ in der Online-Kommunikation, etwa in Form eines Corporate Blogs, wird seit Jahren hervorgehoben – und das nicht nur von mir.
Dazu kommt: Nicht erst seit Saschas Umzug nach Stuttgart tragen Profis aus Journalismus oder auch fitte Leute aus Agenturen ihre Expertise in die Unternehmenskommunikation, um die PR mit guten Inhalten und direkter Kommunikation im Internet von innen heraus zu erneuern.
Bei all den Vorschusslorbeeren für diesen besonders prominenten Fall eines Seitenwechsels ins Content-Business sollten wir auch nicht vergessen, dass die Medien durch den Hype gerade einen Brain Drain im großen Stil erleben. Eine bedenkliche Entwicklung – zumindest, wenn man von dem hohen Stellenwert und dem Nutzen unabhängiger Medien überzeugt ist.
Instant Articles: Ist der Flirt der Verlage mit Facebook beendet?
Apropos „Owned Media“. Ein paar richtig interessante News rund um Content gibt es natürlich auch. Soeben berichtete „The Verge“, dass die kurze Lovestory der Medien mit Facebook nach dem Launch von „Instant Articles“ (2015) bereits in der Krise steckt. Was ist passiert? Zunächst klang das Prinzip „Kommst du nicht zu mir, komm ich eben zu dir“ vielversprechend für viele Publikationen, deren eigene Online-Präsenzen immer seltener freiwillig besucht werden.
Doch der erhoffte Reichweiteneffekt für die eigenen Inhalte stellte sich für die Verlage auch mit diesem Experiment offenbar nicht ein. Zudem begann Facebook wohl schon kurz nach der Einführung des Dienstes damit, Videos in seinem Algorithmus zu bevorzugen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Nun treten viele Medien eilig den Rückzug an. Vermutlich fühlen sich einige, als ob sie ohne Rettungsring zu weit rausgeschwommen wären…
Jeder produziert Content: Die dunkle Seite der Macht
Das Schicksal kann bekanntlich auch gerecht sein. Und so geht es auch bei Facebook derzeit nicht gerade gemütlich zu. Das große Versprechen, dass jeder von uns heute ein Content-Produzent ist, gebiert in dem Netzwerk jedenfalls nicht nur Inhalte, auf die die Welt nicht gewartet hat oder die schlicht gelogen sind. Dazu kommen neuerdings veritable Ungeheuer wie der jüngste Mordfall in Cleveland, der live auf Facebook gestreamt wurde.
„The crux of this is what is Facebook’s true nature: a technology that enables anyone to publish anything? Or a self-regulating media company with enforced standards?” Diese Frage von Emily Bell, Director des „Tow Center for digital journalism“ an der Columbia University, bringt das Problem genau auf den Punkt.
Bloggen per Plug & Play?
Einen habe ich noch zum Thema Content! Facebook mag vielleicht das ein oder andere Problem an der Backe haben. Aber Zuckerberg und seine Truppe bleiben eben doch auch DIE Heilsbringer für die gesamte Menschheit. So wurde jetzt bekannt, dass das Netzwerk „an einer Technik (arbeitet), mit der Menschen ihre Gedanken ohne Umweg über eine Tastatur online bringen könnten“.
Moooment: Bedeutet das, dass beispielsweise CEOs und Manager, deren Kernkompetenz nicht in der Verschriftlichung von Gedanken liegt, dank dieser Erfindung endlich per Plug & Play selbst bloggen könnten – frei nach dem Motto „I can’t wait to see what I’m thinking“?
Wenn das tatsächlich die Zukunft ist, dann braucht‘s auch keinen Head of Digital Content mehr. 😉
Meike Leopold meint
Danke Daniela! Bei mir kam der Artikel von Klaus letzte Woche auf Twitter vorbei, aber dann war das wohl nur “aufgewärmt” 😉 Viele Grüße, meike
Daniela A. Caviglia meint
Das Plädoyer von Klaus Eck ist aus dem Jahr 2016. War das so gedacht? Ansonsten gute Übersicht, speise ich in meine Kanäle ein. Danke 🙂