Es ist nicht zu übersehen: Bloggen ist hierzulande enorm im Kommen. In der vergangenen Woche hatte ich beispielsweise die Ehre, gemeinsam mit den Bloggerinnen Svenja Walter und Tanja Praske in der Frauenzeitschrift “Für Sie” zum Thema gefeatured zu werden (gut, bisher nur auf Papier, da geht also noch was ;)). In München gibt es jetzt einen neuen, von Karin Hertzer initiierten Bloggerstammtisch im Presseclub, der sehr alive und kicking ist. Die neue Initiative BlogF für Frauen ist gestartet. Undundund.
Aber warum blogge ICH eigentlich? Warum habe ich mich sogar den Iron Bloggern angeschlossen, deren Mitglieder mindestens einen Post pro Woche schreiben müssen? Charlene Li von der Altimeter Group hat mich mit ihrem schönen Beitrag auf LinkedIn dazu inspiriert, meine Gedanken dazu festzuhalten.
Fünf Gründe, warum ich blogge
1. Das Blog als “Tagebuch”
Charlene schreibt: “I believe that blogs as they are today are more a state of mind than a technology or a publishing tool.” Da ist viel Wahres dran. Ich blogge über Dinge, die mir persönlich am Herzen liegen. Mein Blog ist etwas, auf das ich stolz bin und das ich nicht gerne vernachlässige. Es bildet für mich das Zentrum meiner digitalen Identität und ist im wahrsten Sinne ein “Tagebuch”, in dem ich das niederschreibe, was mich rund um das Thema Kommunikation beschäftigt und interessiert. “State of mind”, das bedeutet für mich auch, dass mein Blog gedanklich immer dabei ist — ganz gleich, wo ich bin oder was ich tue.
2. Zeit zum Nachdenken
Eingangs sprach ich davon, dass ich auf meinem Blog Gedanken “festhalten” möchte. Tatsächlich entsteht für mich beim Bloggen aus flüchtigen Überlegungen und Ideen, zwischendurch gesammelten Informationen oder Gesprächen im Social Web ein gedankliches Kondensat, das ich dann auf meiner eigenen Seite publiziere. Der Prozess des Schreibens ist (meist) wohltuend und wirkt sortierend. Gerade, wenn ich eine ganze Woche im Social Web unterwegs war, überall mal reingeschaut und mitgeredet habe und schon gar nicht mehr richtig weiß, welche Themen mich wo und warum angesprungen haben.
3. Reporterin in eigener Sache
Ich habe meine berufliche Laufbahn als Journalistin begonnen, und ich habe immer noch jede Menge für diese Profession übrig. Gute Geschichten ausgraben, intensiv recherchieren und dann die Story schreiben — das sind alles Dinge, die ich nach wie vor liebe und zudem sehr gut in meinem Job gebrauchen kann. Inzwischen ist es so, dass ich mich fast auf ein gewisses “Kribbeln im Bauch” verlassen kann, wenn ich blogge. Dann weiß ich, dass ich es mühelos runterschreiben kann und dass es die Leser wahrscheinlich interessiert. Wichtig ist dabei immer, dass ich mich mit dem Thema wirklich verbunden fühle und mich voll darauf konzentriere, wenn ich schreibe.
4. Mut zur Meinung
Blogs sind meinungslastig. Damit stehen sie von Haus aus dem journalistischen Kommentar oder der Kolumne nahe — das hat mir schon immer gefallen. Auch wenn ich Charlenes Gefühl mit den schwitzigen Händen beim Freischalten sehr gut nachvollziehen kann: Steile Thesen und Provokation sind auf Blogs erlaubt, ja sogar gewollt. Nur so können interessante Diskussionen mit anderen Bloggern und Lesern überhaupt aufkommen. Blogger dürfen und sollen “die Sau rauslassen” — solange ihre Auslassungen nicht justiziabel sind. Meine Meinung ist allerdings: manche Anwälte und ihre Auftraggeber sollten sich lieber mit den Aussagen meinungsstarker und meinungsmachender Blogger befassen und mit den Autoren ins Gespräch kommen, statt ihnen gleich einen Juristen ins Haus zu schicken.
5. Blog-Spirit ins Unternehmen bringen
Schön für mich als Firmenbloggerin: Alle Aspekte, die ich genannt habe, gelten auch für Unternehmensblogs. Sie bieten eine etwas andere, weniger auf Hochglanz getrimmte Perspektive aufs Unternehmen und können damit im Idealfall eine Art “Tagebuch” sein. Die Redaktion muss journalistisch und in der Kommunikation erfahren sein und die nötigen Ressourcen haben, Beiträge zu recherchieren oder Unternehmensblogger zu coachen. Unternehmensblogs sollten unbedingt auch Mut zur Meinung zeigen — hier könnten sich viele Blogredaktionen in Unternehmen noch viel mehr trauen — auch untereinander! Diese Haltung zahlt sich langfristig aus. Firmenblogs können beispielsweise in der Krise Gold wert sein: Denken wir nur an das Beispiel Dell, das Charlene in ihrem Beitrag erwähnt hat.
Es gibt sicher noch 1000 und 1 weitere Gründe, zu bloggen. Ihr könnt sie gerne alle hier als Kommentar hinterlassen. 🙂
Tanja Praske says
Liebe Meike,
deine Gründe kann ich alle nachvollziehen. So ergeht es mir auch. Es ist befreiend zu bloggen und unabhängig zu sein und sich dadurch gegebenenfalls Chancen erarbeiten — so auch geschehen durch die Reportage in der “Für Sie”.
Die Frage nach dem “Warum bloggen” ist höchst virulent, über alle Sparten verteilt. Ich war vor zwei Tagen schon eher über die Diskussion des wissenschaftlichen Bloggens auf dem #HisTag14 eher entsetzt. Hier wurden Bedenken geäußert, das wenn man seine Ideen verbloggt, jemand diese “klauen” könnte. Oh man, hat man nicht dabei einen wunderbaren Netz-Nachweis, wo was zuerst stand?
Angelika Schoder fragt aktuell ab, warum Wissenschaftler bloggen. Nachzulesen hier: http://musermeku.hypotheses.org/1843
Museen fangen auch zunehmend an zu bloggen. Trotz allem ist hier noch viel Aufbauarbeit nötig, wenngleich der Blick hinter die Kulisse Chancen für mehr Besuchernähe und eventuell Loyalität und damit Leserbindung bietet. Die Geschichten sind überall da.
Ich bin froh, dass die Blogger-Gemeinde immer stärker wird. In meiner Sparte als Kulturbloggerin können es nicht genügend sein, um Kultur voranzubringen. Und ja, Ironblogger, Münchner Blogger Stammtisch etc. sind prima Medien zum Austausch und zur Vernetzung. Nebenher macht es sogar Spaß sich zu treffen. Dann kommen auch mal solche Ideen bei mir hoch wie meine aktuelle Blogparade — eine HeidenArbeit, die sich aber lohnt.
Schön mit dir Ironbloggerin zu sein!
Herzlich,
Tanja