Als PR-Frau und Ex-Journalistin mit etlichen Jahren Erfahrung bin ich immer wieder erstaunt, wenn Freunde oder Bekannte Aussagen von Politikern in den Medien für bare Münze nehmen. Sie machen dann große Augen, wenn ich ihnen erkläre, wie das wirklich abläuft: Die Politiker haben das, was da in der Zeitung steht in den seltensten Fällen so geschliffen und druckreif im Gespräch zu Protokoll gegeben: Sie haben natürlich Ghostwriter! Das heißt, sie reichen über ihre Pressesprecher schriftliche Statements ein. Ein klassisches Beispiel dafür dürfte diese Rubrik in der taz sein.
Ghostwriting ist nicht nur in der Politik weitverbreitet, sondern auch in der Wirtschaft. In der IT-Presse war und ist es beispielsweise durchaus üblich, ganze Fachartikel von Unternehmensexperten zu veröffentlichen. Doch glauben Sie wirklich, dass CEOs, CIOs, CTOs und wie sie alle heißen Zeit zum Fachartikel schreiben haben respektive in der Lage sind, etwas Druckreifes zu Papier zu bringen? (Ausnahmen bestätigen die Regel!)
Wanted: Hochwertiger Content!
In dem Maße, in dem sich Unternehmen wegen des harten Kampfes um die Aufmerksamkeit ihrer Dialoggruppen im Internet und der chronischen Medienkrise zu Verlegern in eigener Sache entwickeln, steigt der Hunger nach professionellem und laufend aktuellem Online-Content enorm. Doch woher die Ressourcen und die Zeit nehmen? Eine Chance für Dienstleister wie Freelancer oder Agenturen, Content für Unternehmen zu produzieren. Meist agieren sie dabei nicht mit offenem Visier, sondern als Ghostwriter. Das dürfte im Interesse beider Seiten liegen – es sei denn, es handelt sich beispielsweise um den Gastbeitrag eines prominenten Bloggers auf einem Unternehmensblog.
Wie wird man Ghostwriter für Unternehmensblogs?
Ein Unternehmen als Kunden für digitalen Content zu gewinnen, ist jedoch nicht ganz trivial. Beispiel Ghostwriter für Firmenblogs: Nur als Texter zu pitchen bringt hier wenig, denn es geht nicht allen um Text, sondern um viel mehr:
- Branchenkenntnis: Bloggen für Unternehmen ist keine Ich-schreib-mal-eben-einen-netten-Text-Angelegenheit. Ein Experte für IT-Themen wird wohl kaum für ein Outdoor-Blog schreiben können. Es sei denn, Bergsteigen ist sein Lieblings-Hobby.
- Erfahrung als Blogger: Wer als Ghostwriter für ein Unternehmensblog arbeiten will, sollte ein eigenes Blog haben. Denn wie sollte ein Unternehmen sonst feststellen können, ob Freelancer oder Agenturen das Thema Bloggen (Themenwahl, Stil, Tonalität etc.) wirklich auf dem Kasten haben?
- Proaktiv sein: Ein guter Ghostwriter wartet nicht auf Input, den er „schön macht“. Er denkt mit, schaut sich laufend Unternehmensinhalte an, macht Themenvorschläge, sucht im Internet nach aktuellen Aufhängern für einen neuen Blogpost. Er besorgt sich also – ganz im Sinne journalistischen Arbeitens – seine Aufträge selbst und macht sich so unverzichtbar für das Unternehmen.
Selbstverständlich gibt es zu diesem Thema noch viel mehr zu sagen. Darum diskutieren wir die Frage, wie Blogger als Freie für Unternehmen bloggen und damit Geld verdienen können beim 12. Münchner Blogger Stammtisch am 21. Oktober weiter.
Weitere Infos dazu findet ihr auf der Facebook-Seite des Münchner Blogger Stammtischs. Ich freue mich, wenn ihr dabei seid!
Karin Hertzer says
Liebe Meike,
das mit den Ghostwritern hast du hier und bei unserem Blogger-Stammtisch im Presseclub sehr gut erklärt. Ich glaube auch, dass viele Leute gar nicht ahnen, wieviel Arbeit ein Unternehmensblog macht und dass die Chefs sich nur selten die Zeit nehmen, selbst ans Werk zu gehen. Was die Sache aber erst recht spannend macht. Da unterhalten sich also im Internet nur die Ghostwriter der Firmenchefs — aber dann fragt man sich doch eigentlich, was das ganze Theater soll. Wer ist denn noch authentisch in Firmenblogs? Denn das ist es doch, was man von einem Blog und den Bloggern erwartet.
Liebe Grüße von Karin