Neulich hatte ich mich hier auf dem auf dem Start Talking Blog mit dem Thema Blogger Relations beschäftigt. Kurz danach lief mir ein Beitrag von Michael Firnkes auf Blogprofis.de über den Weg, in dem es um die hierzulande spärlich ausgeprägten Blogger Relations zwischen Corporate Blogs geht. Guter und valider Punkt!
Dabei gibt es sie doch, die mehr oder weniger offiziellen Verbindungen zwischen Corporate Bloggern. Das zeigt beispielsweise das kürzlich erfolgte Streitgespräch zwischen Uwe Knaus (Daimler Blog) und Sandra Coy (Tchibo Blog). Ich selbst bin seit Jahren in diesem Thema unterwegs und kenne viele Corporate Blogger persönlich. Es gibt auch alle möglichen Communities, in denen Corporate Blogger sich austauschen. Eigentlich ist der Gedanke naheliegend, sich nicht nur auf einschlägigen Marketing-Events oder im Netz, sondern auch über die jeweiligen Corporate Blogs zu verknüpfen. Auf DAS Salesforce Blog starten wir jetzt beispielsweise eine Serie von Interviews mit Corporate Bloggern — den Start macht dabei das Scout24 Corporate Blog.
Blogger Relations jenseits der PR aufbauen
Das ist immerhin ein Anfang, um sich besser zu vernetzen in der Corporate Blogosphäre. Strategisch gesehen noch wichtiger finde ich es allerdings, dass mittel- und langfristig nicht nur die PR-Abteilung, sondern möglichst viele Mitarbeiter eines Unternehmens einen regelmäßigen Austausch und auch Diskussionen auf und mit Blogs pflegen — allen voran die Vertriebskollegen. Sei es mit Corporate Blogs von Kunden, vom Mitbewerb, von Partnern oder mit unabhängigen Blogs, die thematisch relevant sind, etwa weil sie eine bestimmte Branche beobachten. Die größten Hürden sind dabei nach meiner Erfahrung:
1. Mangelndes Wissen über Blogs verbunden mit Zweifeln an der Relevanz und Vorbehalten gegen Blogger
2. Chronischer Zeitmangel
3. Wenig Bereitschaft, die Beobachtung und den Austausch im Social Web stärker in die eigenen Aktivitäten mit einzuplanen
Das Einbeziehen von Blogger Relations in die Vertriebsarbeit von Unternehmen ist daher zunächst eine interne Change- Management-Aufgabe. Das bedeutet: Wo Informationen fehlen, müssen sie geliefert werden. Wo Desinteresse herrscht, muss die Neugier geweckt werden. Zudem sind durchdachte Konzepte gefragt. Wie kann beispielsweise ein vertikal aufgestellte Vertriebsabteilung, die vor allem Großkunden betreut, sich besser mit der entsprechenden Blog-Landschaft in ihrem Bereich vernetzen?
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es:
- idealerweise ein eigenes Corporate Blog für den Austausch mit anderen Bloggern auf Augenhöhe
- eine gründliche Recherche, welche relevanten, einflussreichen Blogs es in der Branche gibt
- ein regelmäßiges Monitoring, welche Themen diese Blogs behandeln
- ein Matching mit den eigenen Themen, damit man nicht am Markt vorbeikommuniziert
- die aktive Unterstützung der Vertriebskollegen durch die Kommunikationsabteilung: Hinweise auf interessante Posts zum Kommentieren, auf Blogger, mit denen sich eine Vernetzung lohnt und natürlich redaktionelle Hilfestellung, wenn es darum geht, einen Gastbeitrag zu verfassen oder auf dem eigenen Corporate Blog aktiv zu werden.
- Eine regelmäßige Dokumentation der Erfolge, die erreicht werden
- und natürlich einen langen Atem!
Sicher: Solche Projekte bieten kaum Quick Wins, was ungeduldige Vertriebler abschrecken könnte. 😉 Aber langfristig zahlt sich der nachhaltige Beziehungsaufbau in der Blogosphäre aus, denn eine bessere Vernetzung verbessert den Wissensaustausch, den Informationsstand und letztlich auch die geschäftlichen Chancen. Davon bin ich überzeugt.
Leonie Walter meint
Das Problem, dass die Quick Wins fehlen, sehe ich auch. Dafür muss ein gewaltiges Umdenken bei Vertrieblern beginnen, … Die meisten werden — obwohl ihnen die Argumente einleuchten — dann erst mal doch mit dem Vorwand “keine Zeit” nichts unternehmen, um den Austausch in Social Media voranzutreiben. Ich bin da eher pessimistisch, auch wenn ich denke, dass auf diese Weise großartige Chancen verpasst werden.
Viele Grüße,
Leonie Walter