Nie wieder stundenlang über Texten grübeln! LinkedIn Kommentare automatisch erstellen und raushauen! Einfach mal den Chatbot fragen, wenn ich nicht weiter weiß! Texten mit Chat GPT? Was du dazu wissen solltest.
Der Start von ChatGPT und das aktuelle Wettrennen mit Google um die Vorherrschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgen weiter für Furore und lassen so manche Hoffnung aufkeimen. Auch in meiner digitalen Marketing Community herrscht Hype-Stimmung – zumindest teilweise.
ChatGPT als Wundertüte? Schön wär’s
Gleichzeitig ist wohl selten so schnell das berühmte Tal der Desillusionierung (frei nach Gartner) erreicht worden, wie in diesem Fall. ChatGPT und andere sogenannten Large Language Models wirken zwar zunächst wie eine Glaskugel oder eine Wundertüte. Verständlich, denn sie tun so, als ob wir mit ihnen sprechen könnten und sie uns verstehen. Und sie liefern in einer affenartigen Geschwindigkeit Ergebnisse, was auf uns sehr komfortabel wirkt. Doch die flinken Chatbots haben einige Makel, die man kennen sollte:
Keine Belege: Die Ergebnisse können nicht auf Quellen verweisen, ihre Entstehung ist also eine Black Box. Das macht auch scheinbar perfekt formulierte Aufsätze, Hausarbeiten oder Reden zu einem dubiosen Unterfangen.
Faktencheck ist ein Muss: Man darf keinesfalls für bare Münze nehmen, was das Tool ausspuckt. Das zeigen peinliche Auftritte wie der jüngste und sehr teure Fail von „Bard“ auf offener Weltbühne.
Ohne Hirn geht es nicht: Beim Fragenstellen gilt salopp gesagt das Prinzip „Shit in, Shit out“. Das heißt: Die Qualität der Ergebnisse schwankt je nach der gestellten Anforderung.
Was taugen Texte aus der Retorte wirklich?
Ok, aber was ist jetzt mit den Texten, fragst du jetzt vielleicht. Die klingen doch super! Die von der KI schreiben zu lassen, erleichtert mir das Leben enorm! Verstehe ich. Wichtig ist für dich die Klarheit, dass ChatGPT und seinesgleichen keine Zaubermaschinen sind, die ein eigenes Verständnis von Themen und Inhalten besitzen.
Sie greifen letztlich nur auf ein komprimiertes Abbild von Webinhalten zurück, deren Originale bei dem neuerdings so viel gescholtenen Google (!) und Co. liegen. Das Ergebnis sind Texte aus „random zusammengesetzten Wortwolken“, wie SEO-Experte Marco Janck sehr schön beim “Social Media Schnack” zum Thema KI formulierte.
Wenn du das Prinzip hinter diesen Maschinen besser verstehen möchtest, dann lies bitte unbedingt diesen Text im “New Yorker” (leider Paywall, aber unglaublich hilfreich). Ein interessantes Zitat habe ich für dich herausgesucht:
„Imagine what it would look like if ChatGPT were a lossless algorithm. If that were the case, it would always answer questions by providing a verbatim quote from a relevant Web page. We would probably regard the software as only a slight improvement over a conventional search engine, and be less impressed by it.”
Übersetzt: “Stellen Sie sich vor, wie es aussehen würde, wenn ChatGPT Inhalte 1:1 übernehmen würde. Dann würde er Fragen immer mit einem wortwörtlichen Zitat von einer relevanten Webseite beantworten. Wir würden die Software wahrscheinlich nur als geringfügige Verbesserung gegenüber einer herkömmlichen Suchmaschine betrachten und wären weniger beeindruckt von ihr.”
Texten mit ChatGPT: Drei Tipps, wie du der Boss bleibst
Es geht mir nicht darum, diese Technologie zu verdammen oder klein reden. Sie steht erst am Anfang, und wird sich durch kontinuierliches Training weiterentwickeln. Sie wird noch viele spannende Anwendungen hervorbringen und ziemlich sicher die Art verändern, wie wir arbeiten. Bei einigen Dingen, die ich selbst schon getestet habe, kann sie dir auch wirklich weiterhelfen – etwa beim Gliedern eines Textes oder bei der Suche nach guten Content-Ideen.
Wenn du ChatGPT unbedingt für das Texten nutzen möchtest, zum Beispiel hier bei LinkedIn, dann beherzige bitte diese drei Punkte:
Dein Konzept für deine Inhalte macht dich einzigartig: Wen willst du erreichen? Welche Nutzenbotschaften möchtest du vermitteln? Was unterscheidet dich oder dein Angebot von anderen? Für diese Überlegungen brauchst du deinen Hirnschmalz.
Im Netz ist deine Stimme gefragt: Personalisiere, hinterfrage und verwerfe auch mal den Input, den die Maschine dir anbietet. Denn sie kann niemals deine Persönlichkeit oder deinen Stil richtig treffen.
Du bist die/der Creator:in: Was ChatGPT und Co. dir liefern, kann weder originell noch wegweisend sein. Der Funke für einen inspirierenden, kontroversen oder bewegenden Text sind allein deine Gedanken.
Welche Erfahrungen hast du schon mit ChatGPT oder einem anderen KI-Tool gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar!