Update am 29.1.2022
Wenn du im Netz unterwegs bist, kommst du am Thema „Personal Branding“ kaum vorbei. Sichtbarer werden, Meinungen vertreten, eine eigene Marke im Netz sein – spätestens seit der Pandemie ein Megatrend, der aber auch polarisiert und viele nervt. An Skepsis mangelt es jedenfalls nicht: „Bei LinkedIn sind zu viele Wichtigtuer“, „Ich habe einen super Job und brauche sowas nicht“, „Dafür habe ich null Zeit“ etc.
Hinter solchen Beschwerden und Vorbehalten steckt erfahrungsgemäß oft auch eine Unsicherheit, wie man sich authentisch präsentieren kann, ohne sich gleich „auszuziehen”. Viele Menschen, besonders aus dem Corporate-Umfeld, tun sich schwer damit, ihr beruflichen und privaten Themen bei LinkedIn zu sortieren. Ein verständliches Dilemma. Deshalb habe ich dazu vor kurzem (nach einiger Überlegung) einen Beitrag geschrieben. Mein Plan war es allerdings nicht, zu der Flut pseudoauthentischer Posts beizutragen, die uns aktuell bei LinkedIn überrollt.
Aktuell zeigt sich besonders deutlich: Wer Personal Branding für sich entdeckt hat, macht noch lange nicht alles richtig. Manche haben es besonders eilig: „Wie werde ich schnell ein Influencer?“ Manche wittern die große Bühne: „Wie stelle ich mich im besten Licht dar?“ Andere verwechseln Personal Branding bei LinkedIn mit „Hochglanz-Marketing“ oder einer Märchenstunde – angefangen von länglichen Betrachtungen ohne erkennbare Botschaft bis hin zum unnötigen Aufbauschen banaler Anlässe.
Entscheider:innen sind im Netz unterwegs
Diese Entwicklung finde ich persönlich bedauerlich. Denn ein durchdachter Auftritt im Netz kann viele Vorteile bringen. Auf Basis von Recherchen in den sozialen Netzwerken werden zunehmend Business-relevante Entscheidungen getroffen oder zumindest vorbereitet. Potenzielle Kunden schauen sich nach Geschäftspartnern und geeigneten Lösungen für ihre Probleme um. Personaler sind auf der Suche nach fähigen Mitarbeiter:innen.
Laut LinkedIn „State of Sales Report 2021“ ist „virtuell Selling gekommen, um zu bleiben”. Fast die Hälfte der Befragten sagten im LinkedIn-Report 2020, dass sie von Vertrieblern vor allem Vertrauenswürdigkeit erwarten. Kaum verwunderlich, dass die Studien vor allem LinkedIn als B2B-Plattform eine zentrale Rolle beim Vertrauensaufbau in Richtung Kunden zurechnet.
Personal Branding im Netz ist definitiv hilfreich. Es kommt vor allem darauf an, was DU daraus machst.
Personaler checken Deine Profile
Beim Thema Jobsuche ist das Bild ähnlich. Der IT-Branchenverband BITKOM etwa sagt, Bewerber:innen sollten „nicht nur mit guten Noten und lückenlosem Lebenslauf glänzen, sondern auch auf ihre Social-Media-Profile achten.“ Denn: „Zwei von drei Unternehmen informieren sich in sozialen Netzwerken über Stelleninteressenten.“
Durch Corona und „Social Distancing“ beschleunigt sich diese Entwicklung vermutlich noch. Entsprechend hat sich auf den Profilen bereits einiges getan. Dennoch herrscht selbst unter erfahrenen Professionals teilweise noch ein zu sorgloser Umgang mit dem eigenen Auftritt. Es muss gar nicht mal das vielzitierte Partyfoto sein, das bei LinkedIn hochgeladen wird. Verbreitet sind aber ungepflegte, verwaist wirkende Auftritte. Oft fehlen wichtige Informationen über die Person, die dahintersteht.
LinkedIn Profil: Richtig machen oder lieber gleich löschen!
Was willst Du wem sagen und warum?
Wie gesagt: Wohlmöglich steckt dahinter auch diese Sorge, die ich nicht selten in Kundengesprächen höre: „Was ich schreibe, steht für immer im Netz.“ Aber deshalb das eigene Profil als wichtige „Visitenkarte im Netz“ vernachlässigen? Mein Rat: Richtig machen oder lieber gleich löschen!
Was heißt „richtig machen“ in Bezug auf LinkedIn & Co.? Um erfolgreich digital zu Netzwerken, musst du mitnichten alles über dich, deine Hobbys und deine Befindlichkeit verraten. Wichtig ist es aber, ein paar wesentliche Fragen zu klären:
- Was will ich vermitteln?
- Wen will ich damit erreichen?
- Welche Ziele verfolge ich?
Personal Branding: Ein Perspektivwechsel ist das A und O
In einem professionellen Social-Media-Profil spiegeln sich die Ergebnisse dieser Überlegungen wider – vom Porträtbild bis zu den Inhalten, die du postest. Aber Vorsicht: Beim „Personal Branding“ geht es nicht (nur) darum, was DU wem sagen willst. Der Trick ist vielmehr ein permananter Perspektivwechsel:
- Was suchen die Menschen, die ich erreichen möchte?
- Welche Fragen haben sie?
- Was sind die Probleme, die sie lösen wollen?
- Welche Antworten kann ich ihnen geben?
Wenn du es schaffst, beide Seiten zu „matchen“, dann gelingt eine stimmige „Positionierung“ mit relevanten Inhalten und damit letztlich das Erreichen persönlicher Ziele – etwa ein neuer Job, bessere Geschäfte oder ein größeres Netzwerk.
Fazit: Personal Branding im Netz ist definitiv hilfreich. Es kommt vor allem darauf an, was DU daraus machst.
Ronny Schneider says
Danke für den Artikel.
Ich glaube in der Tat das viele Marketer und Blogger da etwas verwechseln.
Ja, man muss etwas darstellen. Personal Branding kann vorteilhaft sein. Es hat jedoch nichts mit massenweiser Eigenprofilierung zu tun.
Was leider Normalität geworden ist in den sozialen Netzwerken. Egal ob Instagram oder LinkedIn.
Nein Leute ich will nicht eure PN mit einem ellenlangen Text bekommen, obwohl wir vorher nie ein Wort gewechselt haben. Und erst recht keine blöde Sprachnachricht oder gar ein Video!
Das nervt einfach nur.
Viele Grüße
Ronny
Meike Leopold says
Lieber Ronny,
Danke für deinen Kommentar! Es kann sein, dass viele Leute das “Personal” eben verwechseln mit ihrer Innensicht. Deshalb ist der Begriff auch etwas schillernd. Ich denke beim Netzwerken sollte es immer darum gehen, Sinn und Nutzen zu stiften — am besten gegenseitig. Und dafür braucht es eben immer den Perspektivwechsel.
Viele Grüße, Meike
Meike Leopold says
Danke dir und viele Grüße 🙂 wir müssen unbedingt mal 1 Kaffee trinken!
Eddy says
Danke für diesen inspirierenden Artikel. Ich wünsche mir, dass die LinkedIn-Nutzer ihn lesen, die dort bislang ihre Koch-Rezepte oder Urlaubsfotos veröffentlichen… 😉