Dieser Beitrag wurde zuerst am 19. Dezember 2019 veröffentlicht und am 23. Oktober 2020 aktualisiert.
Wer mich kennt, weiß: Mein zweiter Vorname ist „Diskretion“. So viel kann ich Ihnen jedoch verraten: Ich kenne im B2B-Umfeld durchaus namhafte Unternehmen, die gerade so richtig durchstarten in den Social Media. Warum jetzt erst – oder auch: jetzt noch? Weil es sich auszahlt. Dafür gibt es sehr gute Gründe:
Entscheider sind auch nur Menschen: „Unsere Entscheider erreichen wir nicht in den Social Media!“ Dieser Glaubenssatz ist zwar hier und da noch in B2B-Unternehmen zu hören. Den meisten ist jedoch inzwischen klar, dass die Welt sich weitergedreht hat. Soziale Medien und Business-Netzwerke sind auch für Entscheider wichtige Anlaufpunkte geworden. Sie helfen bei der Suche nach Lösungen, bieten Inspirationen und Austausch zu drängenden Themen wie etwa der digitalen Transformation.
Langweilige Produktkommunikation ist out: Entscheider oder ihre Teams sind also im Netz unterwegs. Aber: Produktverliebte, techniklastige oder selbstbezügliche Kommunikation von Anbietern strafen sie zunehmend mit Nichtachtung. Stattdessen erwarten potenzielle Kunden eine anschauliche, verständliche und überzeugende Nutzenkommunikation – gerne verpackt in gute Storys. Wie schwer sich beispielsweise technikgetriebene Traditionsunternehmen mit diesem Paradigmenwechsel tun, sehe ich in meiner Beratung immer wieder. Dass es auch anders geht, zeigen mutige Vorreiter wie Horsch:
Druck von allen Seiten
Bewerber recherchieren im Netz: Besonders der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen in der Online-Kommunikation zum Umdenken. Das Gebot der Stunde lautet: Employer Branding auf allen digitalen Kanälen. Denn auch heiß umworbene „Bewerber (m/w/d)“ machen sich über ihre potenziellen Arbeitgeber zunehmend im Netz schlau. Gerade jüngere Jobsuchende erwarten nicht nur einen übersichtlichen, aussagekräftigen Internetauftritt, sondern informieren sich in sozialen Netzwerken über Unternehmen. Deshalb adressieren Unternehmen wie das Klinikum Dortmund junge Menschen bei Tiktok.
Mitarbeiter*innen machen Druck: Immer wieder höre ich von Marketing- und Kommunikationsverantwortlichen, dass die Kolleg*innen Dampf machen und endlich eine zeitgemäße digitale Kommunikation von ihrem Unternehmen erwarten. Es kommt zum Beispiel vor, dass Azubis in Eigenregie einen Instagram-Auftritt starten, weil es ihnen nicht schnell genug geht. Hier heißt es, die Mitarbeiter*innen „abholen“ und von Anfang an in die Kommunikationsstrategie einbeziehen. Sie können mit ihrer eigenen Expertise und ihren Aktivitäten dazu beitragen, das Unternehmen im Social Web „anfassbarer“ und bekannter zu machen.
Social Media ja, aber bitte richtig! Fünf Tipps für den Start
Wie packen Sie das Thema Social Media an? Egal, ob Sie gerade erst starten oder Ihre Strategie anpassen wollen: Diese fünf Tipps für 2021 helfen Ihnen dabei.
1. Strategisch vorgehen: Fangt doch mal mit Strategie an! Das forderte eine geschätzte Kollegin kürzlich auf LinkedIn. Da gebe ich ihr völlig recht. Wir machen jetzt ein Corporate Blog. Oder: Wir starten eine LinkedIn-Seite. Diese Herangehensweise an ein (digitales) Kommunikationsprojekt ist weit verbreitet, aber nicht zielführend. Denn es fehlen schlicht die Inhalte und damit der rote Faden für die Kommunikation. Das kleine Einmaleins der PR hilft Ihnen hier weiter. Es gilt, Antworten auf zwei vermeintlich einfache Fragen nach Angebot und Zielgruppen zu finden:
1. WAS bieten wir? (Bitte Fokus setzen.)
2. WER muss/soll das wissen?
Im nächsten Schritt kann und darf es dann um geeignete Medien oder Kanäle gehen.
2. Relevante Inhalte anbieten: Die Strategie ist das Gerüst, relevanter Content ist der Kraftstoff, der die (digitale) Kommunikation befeuert und Kunden anlockt. Dabei gilt: Ob Corporate Blog, Storyhub oder digitales Magazin: Eine fundierte Owned-Media-Strategie im Netz ist für Unternehmen unverzichtbar. Denn es ist nicht ratsam, sich heute zu sehr auf die Plattformen von wirtschaftlich orientierten Anbietern zu verlassen, um Botschaften und Inhalte zu verbreiten. Eine möglichst breite Aufstellung in der Kommunikation sorgt für mehr Sicherheit und mehr Kontrolle.
Endlich beim Redline Verlag erhältlich: „Aufbruch in die digitale Dimension — Wie zehn Jahre Social Media die Businesskommunikation verändert haben“. Als Co-Autorin bin ich natürlich auf Ihr Feedback gespannt! Hier erfahren Sie mehr über das Buch.
3. Ressourcen einplanen: Über 32 Prozent der B2B-Unternehmen geben an, nicht genügend Ressourcen zu haben, um in den Social Media aktiv zu sein. Gut 45 Prozent finden den Zeitaufwand dafür zu hoch. So lautet einer der Befunde der aktuellen Studie „Social Media in der B2B-Kommunikation”, die gerade zum zehnten Mal erschienen ist. Ich kann es bestätigen: Der Wunsch, in den Social Media aktiv zu sein, geht nicht immer mit der Bereitschaft oder auch Möglichkeit einher, in diesen Bereich zu investieren. Doch eine wirksame Social-Media-Strategie lässt sich nur mit fähigen und kreativen Mitarbeiter*innen umsetzen.
Mehr Erfolg rechtfertigt aus Sicht des Managements häufig auch den Aufbau weiterer Ressourcen. Eine belastbare Kosten-Nutzen-Rechnung über den Erfolg der Social-Media-Aktivitäten im Unternehmen lässt sich allerdings nur dann aufmachen, wenn es klare und messbare Ziele dafür gibt. Rein quantitative Messwerte wie Followerzahlen oder Likes sagen in der Regel wenig aus. Unternehmen sollten deshalb konkrete Conversions mit ihren Aktivitäten verbinden und nachhalten – etwa Website-Besuche, Downloads, ausgefüllte Formulare oder Anmeldungen.
Dialog statt Verlautbarungen
4. Berührungsängste abbauen: „Was ist, wenn auf dem Blog eine öffentliche Diskussion entsteht, die alle mitlesen können?“ Oder: „Was tun wir mit kritischen Tweets?“ Fragen, die ich immer wieder in meiner Beratung höre. Meine Erfahrung: Sobald Unternehmen verstehen, dass Social Media sind nichts für einseitige Verlautbarungen sind, sondern für den Dialog, können sie auch mit kritischen Rückmeldungen professioneller umgehen. In diesen steckt häufig ein wertvolles Feedback, eventuell sogar von Kunden, die sich die Mühe gemacht haben, das Unternehmen auf Probleme hinzuweisen.
5. Kolleg*innen mit einbeziehen: Nicht nur ein kompetentes Social-Media-Team ist unverzichtbar. Auch die Expertise der Kolleg*innen ist ein Schatz für die digitale Kommunikation, den viele Unternehmen noch nicht gehoben haben. Dabei liegt der Nutzen von Corporate Influencern auf der Hand. Sie schaffen mit ihren Beiträgen nicht nur eine größere Reichweite. Ihre Äußerungen werden häufig auch als authentischer und glaubwürdiger wahrgenommen als die offiziellen Kanäle eines Unternehmens. Denn Menschen vertrauen nun mal Menschen.
Sie sehen: Social Media lohnen sich also (doch) – auch für B2B-Unternehmen. Ob bei der Suche nach neuen Kunden oder nach Fachkräften: Wer beim Aufbau seiner Strategie durchdacht vorgeht und entsprechend in das Thema investiert, wird damit langfristig erfolgreich sein.
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Jonathan says
Hallo,
ich tue mir schwer in Ihrem Beitrag einen Beleg dafür zu finden, dass sich SocialMedia für B2B wirklich lohnt.
Die letzte Hälfte behandelt lediglich allgemeine Tipps die auch für B2C gelten mögen.
Genauso wie das Argument “Langweilige Produktkommunikation ist out”.
Der Punkt der noch am nähesten an einen Beleg kommt wäre:
“Entscheider sind auch nur Menschen”
Ich frage mich bei diesem Argument immer: Wieviele Branchen gibt es in denen der Einkäufer die sozialen Medien nach seinem Geschäftsgebiet durchforstet?
Wenn ich Bezugsquellen suche, nutze ich da nicht eher Google oder Fachportale statt LinkedIn oder Twitter?
Meike Leopold says
Hallo, und vielen Dank für Ihren Kommentar. ich finde auch das Fachkräftethema und den Wunsch der Mitarbeiter, sich im Netz zu engagieren sehr relevant in diesem Zusammenhang. zu den Entscheidern: Ich denke, dass es solche Einkäufer oder Vorentscheider heute in jeder Branche gibt. je jünger sie werden, desto mehr. Und ich glaube, dass sie das gesamte Spektrum nutzen — von Google bis Twitter. Zu unterschätzen ist auch nicht die private Nutzung von Netzwerken, die einen unter Umständen zu Inhalten führt, die auch im Business relevant sein könnten. viele Grüße, Meike Leopold