Welche Rolle spielen Blogs heute in der Unternehmenskommunikation? Welche Pläne und Prioritäten verfolgen Blog-Verantwortliche? Darüber spreche ich heute mit Stefan Dietrich vom Energieunternehmen Windwärts, das im vergangenen Jahr den Deutschen Preis für Onlinekommunikation in der Kategorie Blogs erhielt.
Das Windwärts Blog ging im Mai 2013 online und wird von drei Mitarbeitern im Stabsbereich Kommunikation gemanagt. Die Blogbeiträge kommen überwiegend vom Kommunikationsteam, ab und zu von der Geschäftsführung, anderen Mitarbeitern oder von Gästen. Das Unternehmensblog hat pro Monat bis zu 1000 Visits.
Herr Dietrich, was sind für Sie die drei wichtigsten Vorteile des Windwärts Blogs?
Es bringt Traffic auf die Internetseiten, ist ein gutes Instrument, um in einem politisch geprägten Geschäftsfeld wie der Windenergie zu besonders strittigen Themen sichtbar zu bleiben und den Gegnern nicht das digitale Feld zu überlassen, und das Bloggen macht viel Spaß.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Blog, und wie messen Sie den Erfolg?
Wir haben das Blog mit zwei wesentlichen Zielen gestartet. Zum einen wollten wir die persönliche und authentische Kommunikation mit unseren Zielgruppen, die in unserem Geschäftsfeld so eminent wichtig ist, in die Online-Kommunikation übertragen und so unseren Markenauftritt zu stärken. Zum anderen wollten wir uns in die Debatten um Windenergie einmischen, die gerade im Internet toben. Viele Windenergiegegner vor Ort nutzen jedes vermeintliche “Argument”, das jemand online postet, und geben das ungefiltert wieder. Wir sehen uns auch im Dienste einer Aufklärung, die die sachliche Debatte zu dem Thema und seinen Facetten hochhält.
Wir messen den Erfolg nicht anhand irgendwelcher Kennzahlen, sondern beobachten eher qualitativ, was wir bewegen. Einschlägige Blog-Rankings sind da ebenso wichtig wie regelmäßige Checks, ob wir bei Google-Suchen zu unseren Themen vorne auftauchen. Dass wir gerade mit den etwas provokanteren Beiträgen auch im gegnerischen Lager wahrgenommen werden, zeigen die umfangreichen Kommentare zu besonders strittigen Themen. Wir werden da durchaus beobachtet, was wir als Kompliment auffassen.
Viel Feind, viel Ehr — Windwärts Blog setzt Themen
Unternehmensblogs müssen mit der Zeit gehen. Der Trend geht zu aufwändigen Online-Magazinen, oder auf der Website integrierten Newstickern ohne Kommentarfunktion. Planen Sie solche Veränderungen?
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Blog tatsächlich als Blog im klassischen Sinn zu betreiben, sofern man bei einem solch jungen Medium von klassisch sprechen kann. Das heißt für uns: Die Beiträge sind einzelnen Autoren zugeordnet, sie greifen auch Themen auf, die nicht unmittelbar das Geschäft des Unternehmens betreffen, sie beziehen Stellung und sind im Stil persönlicher und lockerer als normale PR-Texte. Wir möchten damit kein digitales Hochglanz-Marketing betreiben, sondern authentisch kommunizieren und die Online-Debatte zu unserem Geschäftsfeld beeinflussen. Daher sehen wir in näherer Zukunft auch keinen Bedarf für grundsätzliche Änderungen. Und in die Website integriert ist das Blog von Beginn an.
Bloggt Windwärts oder bloggen Vertreter des Unternehmens auch auf anderen Plattformen wie LinkedIn, Facebook oder Medium oder ist dies für die Zukunft geplant? Welche Erfahrungen haben Sie damit bereits gemacht?
Wir nutzen Twitter und das Netzwerk der Energieblogger, um auf unser Blog hinzuweisen, und teilen unsere Beiträge auf Google+ und Xing, mehr machen wir gegenwärtig nicht. Mit den genannten Möglichkeiten haben wir uns noch nicht beschäftigt, aber wir werden unsere Social Media-Strategie in absehbarer Zeit neu aufsetzen. Da nehmen wir Ihre Anregungen gerne in die Überlegungen auf.
Arbeiten Sie in punkto Blog auch mit externen Dienstleistern zusammen (bei Strategie, Content, Technik etc.)? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie dabei?
Wir haben uns bei der anfänglichen Konzeption des Blogs extern beraten lassen, seither arbeiten wir nicht mehr mit Dienstleistern zusammen. Da das Blog in die Website integriert ist, sind technische Fragen Teil des Gesamtpakets der entsprechenden Betreuung.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mein nächster Interviewpartner ist Kristian Delfs von Lancom.
Hier geht es zu meinen Interviews mit:
Saskia Nuschke vom factory42 Blog
Christian Buggisch vom DATEV Blog
André Tappe vom Sporthaus Schuster
Quelle Titelbild: Windwärts
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